Kreise, Kreis Düren: Am 9. Oktober demonstrierten die Deutsche Schutzgemeinschaft Schall für Mensch und Tier (DSGS) und die BI Schallopfer Kreis Düren mit einem gemeinsamen Autokorso durch den Dürener Südkreis. In drei Stationen ging es von Nideggen über Kreuzau zum Kreishaus in Düren. Die Auftaktkundgebung startete um 8.45 Uhr vor dem Nideggener Rathaus.
Zwischen 10 und 30 Prozent der Menschen reagieren sehr empfindlich auf periodische Luftdruckschwankungen und erkranken daran, wenn sie ihnen dauerhaft ausgesetzt sind, erklärt Peter Jäger, Vorsitzender der DSGS e.V. Da diese langwelligen Frequenzen von den meisten Menschen nicht mehr als Töne, sondern als Vibrationen wahrgenommen werden, sprechen Ingenieure und Mediziner hier von Infraschall. Große Windräder gelten inzwischen bei Fachleuten geradezu als Infraschall-Generatoren.
Die Symptome einer Schallerkrankung sind recht vielfältig. Im Vordergrund stehen chronische Schlafstörungen bis hin zur Insomnie (Ein- und Durchschlafstörung, die Red.) mit all ihren somatischen und psychischen Folgen, Schwindel, Angstzustände und langfristige Folgeerkrankungen wie Bluthochdruck.
Wir wollen die Menschen in den betroffenen Ortschaften und die Verantwortungsträger in den Rathäusern und im Kreishaus darüber informieren, dass diese niederfrequenten Schallwellen, die von den Windenergieanlagen (WEA) erzeugt werden, Menschen krank machen können“,
so Peter Jäger und überreichte der Vertreterin der Stadt Nideggen, Carola Gläser, ein Manifest, das über die schädlichen Auswirkungen der von Windanlagen ausgehenden Schalldruckwellen informiert. Anschließende bewegte sich der Konvoi, lautstark hupend, über Thum, Boich und Drove, vorbei an winkenden Menschen am Straßenrand, zum nächsten Haltepunkt – dem Rathaus in Kreuzau. Bürgermeister Ingo Eßer erwartetet den Autokorso bereits vor dem Eingang.
In seinem Statement verwies Peter Jäger auf die krankmachenden Wirkung der Schalldruckwellen, insbesondere des technisch erzeugten impulshaltigen Infraschalls auf Menschen und Tiere und forderte, mehr Rücksicht auf die Anlieger der Windanlagen zu nehmen. Er kritisierte, dass die Ratsvertreter im Genehmigungsverfahren des Windparks Lausbusch eine Beschäftigung mit dem Thema Infraschall abgelehnt hatten.
Immer mehr Menschen im Gemeindegebiet Kreuzau, im Umfeld der Gemeinde Thum, fühlen sich durch die Schalldruckwellen der sieben ortsnahestehenden Großwindanlagen belastet. Schon nach einem halben Jahr, seitdem der neue Windpark errichtet wurde, sei ein Teil der Bürger erkrankt und ihrer Wohn- und Lebensqualität vor Ort beraubt.
Bewohner aus Thum schilderten Bürgermeister Eßer ihre gesundheitlichen Beeinträchtigungen bei höheren Windgeschwindigkeiten und die Schwierigkeiten nachts schlafen zu können oder die Probleme einen weniger schallexponierten Schlafplatz im Haus zu finden. (Eifelon berichtete)
Wir fordern nachts die Windräder abzuschalten, lassen Sie es nicht zu, dass Ihre Bürgerinnen und Bürger weiterhin einer hohen gesundheitlichen Gefahr durch die tieffrequente Schallabgabe der ortsnahen Windräder ausgesetzt werden
appellierten die Teilnehmer an Bürgermeister Eßer, die Ratsmitglieder und die Mitarbeiter in der Verwaltung. Anschließend setzte sich der Konvoi, begleitet und geleitet von Einsatzfahrzeugen der Polizei, Richtung Düren zum Kreishaus in Bewegung, wo die Teilnehmer vom Vertreter des Landrats, Peter Kaptain, begrüßt wurden.
Wir möchten Sie mit unserer Veranstaltung auf die zunehmenden Berichte von Schallerkrankungen durch technische Anlagen insbesondere Windräder aufmerksam machen. Leider wird dieses bei Ihren Überprüfungen und Messungen der technischen Ursachenquelle nicht mit in Erwägung gezogen. Wichtige Aspekte, die zur Gefährdung der Gesundheit der Menschen durch den, von Windenergieanlagen ausgesendeten Schalldruckwellen beitragen, sind zwar wissenschaftlich festgestellt, finden aber in den Zulassungs- und Genehmigungsvorschriften der Windräder bisher keine Berücksichtigung. So wird der Windradausbau zu einem medizinischen Großversuch an der betroffenen ländlichen Bevölkerung.“
Die verantwortlichen Personen bzw. Abteilungen in den genehmigenden Verwaltungen seien über die Thematik und den Auswirkungen von technischem Infraschall auf Mensch und Tier nicht ausreichend informiert.
Eine seit vielen Jahren dringend anstehende Reformierung der Schallbewertung von Windanlagen werde beim Umweltbundesamt (UBA) und dem zuständigen DIN-Normen Kontrollausschuss nur diskutiert, aber nicht geändert. Die niederfrequenten Bereiche der Schalldruckwellen der WEA unterhalb der Hörbarkeitsschwelle von 20 Hertz, in dem Frequenzbereich zwischen 0,5 und 8 Hertz werde bis heute, vermutlich durch politischen Druck des Umweltministeriums, nicht in den Messdiagrammen gebührend berücksichtigt. Gerade diese Bereiche seien aber die maßgeblichen Frequenzen, in denen die Infraschallbelastung auf den menschlichen Organismus ihren Ursprung hat, argumentiert Jäger.
Die Verantwortung zu diesem Missstand sei auf die Politik des Gesetzgebers zurückzuführen, der bewusst an der über 23 Jahre alte Verwaltungsvorschrift TA-Lärm und der DIN 45680 festhält. Beide Grundlagen entsprächen bei weitem nicht mehr den heutigen Dimensionen der Großwindanlagen und ignorierten den vorhandenen Schall im tieffrequenten Bereich.
Lassen Sie es nicht länger zu, Ihre Bürger und Bürgerinnen weiterhin dieser hohen gesundheitlichen Gefahr durch Windräder auszusetzen. Wir fordern Sie daher auf, jegliche neuen Windradprojekte abzulehnen und den Betrieb bestehender Anlagen einzustellen, und zwar solange bis die medizinische Unbedenklichkeit der WEA zweifelsfrei bewiesen ist,
lautet der Appell der BI „Schallopfer Kreis Düren“ und der DSGS e.V. an die Vertreter des Kreises.
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