Eifel: Bisher werden die Beschwerden und Erkrankungen der Anlieger von Windanlagen weitgehend ignoriert oder verschwiegen: Die Schallopfer fühlen sich von Politik und Regierung im Stich gelassen.
Die Betroffenen haben zur Selbsthilfe gegriffen: Am 30. Juni hat sich die „Deutsche Schutz-Gemeinschaft Schall – für Mensch und Tier“ (DSGS) gegründet. Ein erster deutschlandweit vernetzter Verein, um den Infraschall-Opfern eine Stimme zu geben. Nun wurde die neue Webseite der Öffentlichkeit vorgestellt.
Es gibt inzwischen viele hunderte Berichte von Menschen und Tieren, die in der Nähe von Windenergieanlagen und anderen Infraschall aussendenden Maschinen, wie Wärmepumpen, gesundheitlich beeinträchtigt und krank geworden sind. Die Beschwerden reichen von leichten Missempfindungen bis zu schweren körperlichen Erkrankungen. Auch bei Tieren im Umfeld von Windanlagen kommt es zu Verhaltensauffälligkeiten und sogar Missgeburten. Windanlagen können krank machen,
beschreibt Peter Jäger aus Kreuzau, erster Vorsitzender des Vereins, die Wirkung des tieffrequenten Schalls. Beim Menschen stünden langfristige Schlafstörungen mit ihren sich schleichend entwickelnden ernsten Folgekrankheiten von Körper und Psyche im Vordergrund. Wissenschaftlich sei dieser Zusammenhang belegt: Infraschall stört den Schlaf.
Das gesundheitliche Infraschall-Problem ernst zu nehmen, würde bedeuten, größere Abstände von Windanlagen zu Wohngebäuden einhalten zu müssen und damit im dicht besiedelten Deutschland weniger Windräder aufstellen zu können. Die Mitglieder des DSGS e.V. haben den Verdacht, dass für die Grüne Energiewende und die Profite der Windkraftlobby die Opfer in Kauf genommen werden sollen. Die Beschwerden der Schallopfer werden von Behörden nicht ernst genommen.
Die Politik lässt die Schallopfer nicht nur im Stich, sie werden ignoriert und diskreditiert,
sagt Dr. med. Stephan Kaula, der zweiter Vorsitzender der Schutz-Gemeinschaft Schall.
Die Verordnung, die in Deutschland den Schutz vor schädlichem Schall regelt soll, ist die „Technische Anleitung zum Schutz gegen Lärm“ (TA-Lärm).
Sie berücksichtigt bisher nur hörbaren Schall und hinkt dem wissenschaftlichen Stand der Forschung um Jahre hinterher. In anderen Ländern werde das so genannte „Windturbinensyndrom“, das sich mit den Auswirkungen des tieffrequenten Schalls außerhalb unserer akustischen Wahrnehmung beschäftigt, durchaus ernst genommen.
Das erinnere an die Jahrzehnte verspätete Umsetzung der Röntgenstrahlenverordnung: Erst als viele Leukämiefälle unter den Menschen beklagt wurden, die beruflich immer wieder der harten Strahlung ausgesetzt waren, hat man die entsprechenden gesetzlichen Regelungen in Kraft gesetzt.
Das Bundesumweltamt behauptet in seinen öffentlichen Stellungnahmen, dass nur das krank machen könne, was auch bewusst wahrgenommen wird. Diese wissenschaftlich völlig unhaltbare Behauptung ist immer noch in Deutschland Grundlage für die gesetzlichen Regelungen zum Lärmschutz. Weltweite wissenschaftliche Erkenntnisse zum Thema werden hierzulande ignoriert. Die Regierung lässt damit die Schallopfer im Stich,
kritisiert Peter Jäger.
Auf der Webseite finden Betroffene und Interessierte neben Infos und Fakten, auch einen Selbsttest zur möglichen eigenen Infraschall-Empfindlichkeit, sowie ein Muster-Arztanschreiben zum Download für die behandelnden Ärzte der Betroffenen, um diese über das Phänomen Infraschall und die gesundheitlichen Symptome zu informieren.
Die Webseite will Schall nicht nur aus dem physikalischen Blickwinkel betrachten, sondern vor allem von seinem biologischen Bezug, seiner Bedeutung für Mensch und Tier.
Das menschliche Nervensystem wird pausenlos mit einer riesigen Flut – mit allen unseren Sinnen registrierter Signale – bombardiert. Wir nehmen tagtäglich tausendfach mehr Reize auf, als uns bewusst ist. Würden alle diese Reize gleichzeitig in unser Bewusstsein vordringen, wären wir völlig überfordert und würden vom Stress zusammenbrechen. Diese Reizflut muss auf mehreren Ebenen, wie dem Unterbewusstsein, gefiltert und auf wenige Wahrnehmungen reduziert werden. Nur Informationen, die für uns – in diesem Moment – eine Bedeutung haben, landen letztlich in unserem Wachbewusstsein.
Viele Informationen, die auf diese Weise nicht in unser Wachbewusstsein vorgelassen werden, gehen jedoch nicht verloren. Unser Unterbewusstsein spricht dann zu uns in Form von Gefühlen, die an Wahrnehmungen – oft auch körperliche Wahrnehmungen – gekoppelt werden. So ist es erwiesen, dass wir Infraschall zwar nicht bewusst wahrnehmen können, unser Nervensystem Infraschall gleichwohl durch das Ohr und den Körper aufnimmt.
So hat der Erwachsene in seinem Wachbewusstsein zwar gelernt, dass der vorbeirumpelnde LKW keine Bedrohung für ihn darstellt, gleichwohl entscheidet das Unterbewusstsein ständig mit, wie ein Geräusch einzuordnen ist und ob „Alarm“- also unser archaischer Fluchtreflex – ausgelöst werden soll.
Und in vielen Momenten entscheidet das Unterbewusstsein dies sogar ganz alleine: Hier ist vor allem an Reize zu denken, die im Schlaf auf den Menschen einwirken, aber auch bei völlig unbekannten, unerwarteten und nicht zuzuordnenden Schwingungen außerhalb unserer akustischen Wahrnehmung, geht unser Unterbewusstsein in den Warnmodus und signalisiert Gefahr.
Wenn wir also wirklich erforschen wollen, welche Umwelteinflüsse uns krank machen, dann ist die Frage, was in unser waches Bewusstsein vordringt eher nachrangig und kann erst recht nicht das einzige Kriterium für gesetzliche Regelungen zum Schutz unserer Gesundheit sein,
zieht der Verein auf seiner Seite ein Resümee.
Am Donnerstag, dem 25.Oktober, um 19.00 Uhr, findet das erste Treffen für Schallopfer und andere, an dem Thema interessierte Bürger für die Eifel und die Kreise Düren und Euskirchen statt. Die Bildung einer Selbsthilfegruppe steht auf der Tagesordnung. Treffpunkt ist das Gasthaus Rosenflora, Kirchstraße 2, in 52385 Nideggen-Berg.
Anmeldung erwünscht bei Peter Jaeger unter
AUS AKTUELLEM ANLASS:
Die Pressemitteilung der Deutschen Schutz-Gemeinschaft Schall für Mensch und Tier (DSGS), die uns erst Freitagnacht erreichte:
Vor wenigen Tagen mahnte die WHO die deutsche Regierung an, dass die im Land für Windindustrieanlagen einzuhaltenden Lärmschutzwerte zu hoch angesetzt sind. Sprich, die Anlagen sind für die Anwohner viel zu laut und stellen damit ein Gesundheitsrisiko dar. Das deckt sich mit den teilweise dramatischen Berichten lärmgeplagter Anwohner. Größere Abstände einhalten zu müssen, gefällt aber weder der Windkraftlobby noch den Politikern, die den Deutschen Sonderweg der Grünen Energiewende, der voll auf Windenergie setzt, ohne Wenn und Aber durchziehen wollen. Dabei haben wir im dicht besiedelten Deutschland bereits die höchste Dichte an Windrädern auf der Welt. (Und deswegen auch die höchsten Strompreise.) Und da die Anwohner der Windenergieanlagen auf dem Land eine gesellschaftliche Minderheit sind, die Grünwähler aber in den Städten leben, wird das unter den Tisch gekehrt. Doch ist es nur die Spitze des Eisbergs, denn das größte gesundheitliche Schadenspotential hat der weiter reichende Infraschall, der, weil er nicht gehört wird, überhaupt keine Berücksichtigung findet und vermutlich schon große Teile der Bevölkerung krank gemacht hat.
Auf weitere Kollateralschäden der Grünen Energiewendepolitik hat erst vor wenigen Tagen der Bundesrechnungshof in nie dagewesener Deutlichkeit hingewiesen. Die Deutsche Energiewende kostet das Land unvergleichlich viele Ressourcen und Milliarden von Steuergeldern, ohne dass sich ein realer Nutzen beim CO2 Ausstoß abzeichnet. Noch schlimmer: Der Regierung droht inzwischen der vollständige Verlust der Kostenkontrolle über eine Energiewende, die so nicht funktioniert.
Von der Politik ist nun vor allem Ehrlichkeit zu fordern. Es kann nicht sein, dass die Gesundheit von Windindustrieanlagen-Anwohnern den Profiten der Windkraftlobby geopfert wird. In diesem Sinne fordern wir ein sofortiges Moratorium und eine öffentliche Neubewertung und Neuausrichtung der Energiewendepolitik unter Berücksichtigung aller Fakten und Argumente.
Das Anliegen des Vereins DSGS ist es, in dieser öffentlichen Diskussion den Geschädigten Gehör zu verschaffen und über die Gefahren der aktuellen Energiepolitik aufzuklären.
Mit freundlichen Grüßen
Peter P. Jaeger
Vorsitzender
https://umweltmessung.com/wp-content/uploads/2015/06/Machen-Windkraftanlagen-krank.pdf
https://www.vernunftkraft.de/de/wp-content/uploads/2018/04/Aufsatz-Dr.-Stephan-Kaula.pdf
- 21.05.2021: Welche Auswirkungen hat ein Rechenfehler beim Infraschall?
- 16.10.2020: Kundgebungen im Dürener Südkreis gegen Infraschallbelastung
- 24.07.2020: Was rettet Thum?
- 08.05.2020: Warum sind 1.000 Meter Abstand zu Windrädern zu wenig?
- 28.09.2019: Dr. med. Kaula: „Einfach fahrlässig, Politik ignoriert windradkranke Menschen“
- 04.05.2019: Der Lärm der großen Flügel
- 20.04.2018: Infraschall-Opfer organisieren sich
- 11.08.2017: Infraschall, das unterschätzte Risiko: Vortrag von Dr. Stiller im Internet verfügbar
- 07.04.2017: Infraschall und Artenschutz: Zwei Vorträge, zwei Experten zur Windenergie
- 31.03.2017: Infraschall: Das ignorierte Gesundheitsrisiko
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