Nideggen, Schmidt: Es ist mittlerweile eine langjährige Geschichte: Nachdem die Gemeinde Kreuzau keinen Kletterwald in Obermaubach errichten wollte, sich am nächsten avisierten Standort in Heimbach der Bürgerprotest gegen das Projekt am Standort Jugendstil-Kraftwerk durchgesetzt hatte, dann ein weiterer Standort in Schwammenauel am Seehof an unterschiedlichen Vorstellungen von künftigem Betreiber und dem Eigentümer des Geländes gescheitert war, ist nun der geplante Kletterpark von Jasmin Kalmuth-Büyükdere auf der Rursee Halbinsel Eschauel auf dem Gelände der Stadt Nideggen in Schmidt angekommen.
Der Bau-, Planungs-, Denkmal- und Umweltausschuss der Stadt Nideggen hatte im vergangenen November die Unterstützung des Vorhabens beschlossen. Am Mittwoch wollte die Stadt die Schmidter Bevölkerung in das Vorhaben einbinden und in einer Informationsveranstaltung über die weiteren Planungsschritte informieren.
Der Kletterwald, den die „Grüne Salamander GmbH“ auf der Halbinsel Eschauel plant, soll in zwei getrennten Bereichen, auf einer circa zwei Hektar großen Waldfläche, entwickelt werden. An einem Standort soll ein historischer Doppeldeckerbus als Büro und zur Einweisung der Besucher dienen. Der eigentliche Kletter-Parcours ist in einem Waldareal nördlich des Schlerkmannspfades in der Hangfläche geplant.
Die Informationsveranstaltung im Schützenhof war gut besucht, das Interesse der Schmidter, was denn an ihrem Rurseeufer geplant sei, groß.
Zuerst informierte Bürgermeister Schmunkamp über den Stand des Verwaltungsverfahrens: Danach sei eine „Landesplanerische Anfrage“ (LPG §34) an die Bezirksregierung in Köln unterwegs. Sie muss zustimmen, dass der Kletterwald den Zielen der Raumordnung entspricht, um eine Änderung des Flächennutzungsplans für das Gebiet zu genehmigen. Nach einer Analyse und einem Vorentwurf des Ingenieurbüros Becker aus Kall, welches das Verfahren begleitet, soll die Widmung „Flächen für Wald“ durch den Zusatz „Kletterwald“ ergänzt werden. Gutachten zum Schallschutz, Artenschutz und ein Umweltbericht werden das Verfahren ergänzen. Der Kreis Düren sei ebenfalls informiert und eingebunden, so Schmunkamp weiter. Auch eine eigene Anliegerversammlung werde es zu diesem Thema noch geben, erklärte der Bürgermeister auf Anfrage.Zuerst müsse aber sichergestellt werden, dass die Bezirksregierung der Planung positiv gegenübersteht. Falls das nicht der Fall sei, oder die Gutachten eine negative Aussage träfen, würde das Projekt entsprechend angepasst oder – wenn das nicht möglich ist – auch beendet werden.
Im positiven Fall würden anschließend die Öffentlichkeit und die „Träger öffentlicher Belange“ in die Planung eingebunden und könnten ihre Anregungen oder Bedenken zum Ausdruck bringen. Diese Eingaben würden dann von Verwaltung und Rat geprüft, bevor es zu einem Ratsbeschluss käme.
Welche wirtschaftliche Zukunft ein solcher Kletterpark in Eschauel angesichts der Konkurrenz in Raffelsbrand, Hellenthal und Nettersheim habe, fragte ein Bürger: Die wirtschaftliche Rentabilität sei nicht von der Stadt zu prüfen, hier läge die unternehmerische Beurteilung beim Investor, antwortete Schmunkamp.
Warum ausgerechnet dieser Standort in einem Hang gewählt worden sei, es gäbe doch sicher besser geeignete Areale, wollte man aus dem Publikum wissen. Die Investoren hätten sich für diesem Standort entschieden, andere Plätze für den Klettergarten kämen nicht in Frage, so die Antwort der Verwaltung. „Das hat sicher mit der guten Anbindung von Schwammenauel über die Rurseeschifffahrt und über den Rurseeuferweg zum Ferienresort Eifler Tor in Heimbach zu tun, da rechnen die mit“, meinte man im Publikum.
Großes Interesse gab es an der zukünftigen Parkplatzsituation in Eschauel. Wäre doch bereits heute an schönen Sommertagen die Straße nach Eschauel bereits zu Mittag verstopft und der Verkehr würde sich bis zur Heimbacher Straße zurückstauen. Auch Schmunkamp bewertet die Parksituation an manchen Tagen kritisch. Hier müsste man überlegen, ob man zukünftig Parkraum im Ortsgebiet ausweist und einen Shuttle-Verkehr nach Schwammenauel einrichtet. Die Problematik, wenn Busse mit Schulklassen zum Kletterwald nach Schwammenauel hinunter fahren würden, sieht der Bürgermeister nicht: Schulklassen seien in der Woche und nur in der Schulzeit unterwegs, insofern wäre dann die Parkplatzsituation in Eschauel kein Problem.Der zusätzliche Lärm durch den Kletterwald war auch ein großes Thema. Hier hatten nicht nur die Angler Bedenken. War das doch einer der Hauptgründe in Heimbach für die Ablehnung des Kletterwaldes durch eine Bürgerinitiative gewesen. Allerdings war am Heimbacher Stausee noch eine Seilbahn vom Ferienresort hinunter zum Kletterpark geplant. Die Vorstellung einer ganztägigen Geräuschkulisse von kreischenden Besuchern auf der Seilbahn hatte dazu geführt, dass die betroffenen Hasenfelder nahezu geschlossen das Projekt ablehnten. In dem Kletterwaldantrag in Schwammenauel ist von einer Seilbahn mit ähnlichen Effekten allerdings keine Rede mehr.
Der Lärm der Kinder, die vom Bootsanleger an heißen Sommertagen ins Wasser springen würden, wäre sicher lauter als die Aktivitäten im Kletterwald, beruhigte Schmunkamp. Der Rursee wäre ein Hotspot der Freizeitaktivitäten, auch in Eschauel habe der Tourismus zugenommen, See und Kletterwald würden sich perfekt ergänzen, argumentierte er.
Viele kritische Fragen galt es in drei Stunden für den Bürgermeister zu beantworten. „Wir werden sicher keine Entscheidung gegen die Bürger treffen, alle werden mitgenommen“, war die Kernaussage am Ende des Abends.
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