Nideggen, Schmidt: Die Landschaft als Konsumartikel? Im Landschaftsschutzgebiet ein Kletterrummel? Circa 300 Bürger in Schmidt haben bei der „Öffentlichen Beteiligung“ zum neuen Kletterpark eindeutig erkennen lassen, dass sie einer weiteren „touristischen Aufwertung“ auf der Halbinsel Eschauel keine Begeisterung entgegenbringen.
Egal, ob mit einer rationalen Begründung oder einfach aus dem Bauch heraus: Die Schmidter fühlen sich genötigt. Genötigt, für einen Kletterwald zu unterschreiben, eine pädagogisch wertvolle Maßnahme zu befürworten, eine Initiative „Pro Kletterwald am Eschauel“ zu unterstützen, „10 Wahrheiten zum geplanten Kletterwald“ – als Flyer – aus den Briefkästen zu fischen, sich mit mehr oder weniger kompetenten Gutachten herumzuschlagen und glücklich strahlenden Kinderaugen im zukünftigen Kletterwald auf der Facebookseite zu widerstehen.
Auch ein Teil der Presse ist beteiligt: Demnächst „kann bereits eifrig geklettert werden“ suggeriert man den Bürgern in der Zeitung bereits fünf Stunden, bevor die Veranstaltung überhaupt beginnt. Der WDR ignoriert in einer Live-Schaltung zur „Lokalzeit Aachen“ die Stimmung im Saal. In den eingespielten Interviews sind zwei Menschen dafür und zwei dagegen. Schön „ausgewogen“, aber leider nicht der Realität in der Halle entsprechend.
Anscheinend ist es schwer zu vermitteln, dass die Bürger keine weiteren „Attraktionen“ auf der idyllischen Halbinsel befürworten, lieber weniger Rummel bevorzugen. Ein Kampagne, mit „alternativen Wahrheiten“ nach dem Motto „Wir wollen doch nur Ihr Bestes“, seien Sie doch kein Spielverderber, der Kletterpark wird auch pädagogisch besonders wertvoll und barrierefrei, stößt auf Unbehagen. Dass Kletterpark und barrierefrei zwei Schlagworte sind, die nicht unbedingt harmonieren, fällt im Eifer des Gefechts anscheinend keinem auf…
Auf der Facebookseite des Investors unterstützt die Blindenschule das behindertengerechte Projekt, eine Jugendbildungsstätte ist begeistert von der Idee, die Jugendherberge in Nideggen hofft auf eine positive Umsetzung und das Berufsförderungswerk des Kreises wünscht für das Verfahren viel Erfolg.
Die rührige Investorin bearbeitet die öffentliche Meinung mit allen Mittel. Welche Chance haben da noch die Nachdenklichen? Die Menschen, die glauben, dass Naturerleben etwas mit Beobachten und Stille zu tun hat? Oder diejenigen, die meinen, dass es bereits genug „Event“ auf der schmalen Halbinsel im Rursee gibt? Die Bürger, die den Begriff „sanfter Tourismus“ nicht als Abenteuerspielplatz für übersättigte Touristen interpretieren?
In der Veranstaltung bestätigt das Büro für Ökologie und Landschaftsplanung, welches sonst meist in Gutachten die angeblich naturverträglichen Windradstandorte in den Landschaftsschutzgebieten der Eifel bescheinigt, dem Kletterpark ökologische Unbedenklichkeit. Der Schallgutachter erklärt, dass sein Vorgabenkatalog leider nur die Schallübertragung zu geschlossenen Räumen berücksichtigt. Ein Kletterparkbetreiber aus Sachsen referiert, welch positive, wirtschaftliche Entwicklung doch in seiner Gemeinde durch den Kletterwald zum Tragen gekommen sei.
Die Bürger sind höflich und die Versammlung bleibt sachlich. Im Raum steht der Widerstand wie eine unsichtbare Mauer.
Anfang Februar wurden zwei Petitionen gestartet, eine „Pro Kletterwald am Eschauel“, eine zweite „Kein Kletterwald in der Naturoase Eschauel“. Pro und Kontra zum gleichen Thema. Für einen Kletterwald am Rursee haben sich bis Freitagabend 31 Unterstützer ausgesprochen, gegen das Projekt haben 714 Bürger unterschrieben. Damit sollte es den gewählten Vertretern im Nideggener Stadtrat nicht zu schwer fallen, ihre Entscheidung zu treffen.
- 01.06.2018: Kletterwald Eschauel vor dem Aus?
- 16.03.2018: Stellungnahmen und Antrag der SPD zu Eschauel
- 23.02.2018: Kletterwald Eschauel: Naturschutz-Beirat gegen neue Flächenausweisung
- 27.01.2018: Kletterwald Eschauel geht in die nächste Bürgerbeteiligung
- 19.01.2018: Ablehnung der Kletterwaldplanung: BUND und NABU sehen sich durch Bezirksregierung bestätigt
- 12.01.2018: Wackelt der Kletterwald?
- 01.12.2017: Kletterpark Eschauel soll kleiner werden
- 22.09.2017: Bürgerinitiative „Rettet den Eschauel“ gegründet
- 14.07.2017: Nideggener Bauauschuss-Sitzung muss wiederholt werden
- 26.05.2017: Entscheidung zu Kletterpark Eschauel im Juli
- 21.04.2017: Naturschutz Beirat lehnt Kletterwald-Planung in Eschauel ab
- 25.02.2017: Der Kletterwald Eschauel bleibt weiterhin heftig umstritten
- 10.02.2017: Geplanter Kletterwald: Wirbel um die "Oase Eschauel"
- 23.09.2016: Bürgerinfo zum geplanten Kletterwald in Eschauel
Bisher 13 Kommentare
Kommentar schreiben
Wenn man gesehen hat wie intensiv und hartnäckig die Investorin Menschen persönlich für die schriftliche Unterstützung bearbeitet, so ist der Begriff Nötigung schon fast treffend. Dies sollte man berücksichtigen wenn irgendwann handschriftliche Listen auftauchen die das Projekt unterstützen. Eine Online Petition hat den Vorteil niemanden zu nötigen. Man muss selbst aktiv werden um zu unterstützen oder abzulehnen.
Während der Bürgerbeteiligung wurde die Investorin gefragt wann denn der barrierefreie Ausbau für Behinderte kommt. Die Antwort: „in einer zweiten Ausbaustufe“. Ob dieser Ausbau jemals kommt, wenn erst einmal genehmigt wurde, darauf darf man sicherlich gespannt sein. Ich persönlich glaube nicht das es jemals passiert. Die Behinderten bzw ihre Betreuer werden vielmehr instrumentaliert um in der Öffentlichkeit ein besonders wertvolles Projekt zu projizieren. Dahinter steckt ein Berater und ein Konzept, ebenso wie hinter den Werbeflyern die alles unterstreichen.
Wir sind ganz klar für den Kletterwald auf der Eschauel!!!! Alle Gutachten sind mit eindeutig positiven Ergebnis abgeschlossen und nach unserer Ansicht würde dieses Kletterwaldangebot perfekt dorthin passen.wir sind jeden Sommer regelmäßig dort und können die tatsächliche örtliche Situation gut bewerten. Wir finden,dass dieser Bericht hier auf eifelon alles andere als unpartaiisch und neutral geschrieben ist. Eie jeder weiß, gehörte Frau Pranter schon in Heimbach zu den traditionellen Gegnern….jetzt will sie verhindern, dass der Kletterwald in Nideggen realisiert wird und versucht nach meiner Meinung die Leserschaft zu manipulieren. Hier wird Stimmung mit einer sehr einseitigen Berichterstattung gemacht…aber das kennt man bei eifelon bereits von den Windkrafträdern. Jeder kann seine Meinung haben.Als Jounalistin sollte man jedoch professionell arbeiten. Im Übrigen ist die Anlage laut Frau Kalmuth ab INBETRIEBNAHME für Familien,Kinder,Jugendliche und sehbehinderte Menschen nutzbar.
Hallo florianjansen,
EIFELON hat bei der Kommentarfunktion ein 1000-Zeichen-Limit, um eine effiziente Diskussion zu ermöglichen. Wir schalten daher in Übereinstimmung mit Punkt 5 unserer Kommentarrichtlinien nur den ersten Teil Ihrer sehr langen Anmerkung frei.
Nun zu Ihrer Kritik:
Der ZwEifler ist in seiner journalistischen Form ein Kommentar, und auch als solcher gekennzeichnet. (vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Kommentar_(Journalismus))
Ein Kommentar – anders als bspw. eine Reportage oder eine Nachricht – ist per Definition subjektiv bzw. pointiert.
Wahrscheinlich ist es Ihrer Aufmerksamkeit entgangen, aber unsere von Ihnen kritisierte Journalistin hat den oben stehenden Text nicht verfasst.
Sie hat zur Bürgerversammlung im „Schützenhof“ eine Reportage geschrieben, die Sie hier finden können:
https://eifelon.de/nideggen/schmidt/geplanter-kletterwald-wirbel-um-die-oase-eschauel.html
Wir hoffen, dass wir Ihr Missverständnis hiermit aufklären konnten,
und verbleiben
Mit freundlichen Grüßen
Ihre EIFELON-Redaktion
Hier wird mir aus dem Herzen gesprochen.
Wir sind FÜR den Kletterwald!!!
Wir hatten eine äußerst nette Unterhaltung mit Frau Kalmuth-Büyükdere.Der Flyer ist inhaltlich gut gestaltet. Daumen hoch!!
Hallo luisaherkens,
Ihnen ist bewusst, dass – auch wenn Ihre eMail-Adresse selbstverständlich nicht veröffentlicht wird – die Redaktion diese natürlich trotzdem sehen kann, oder?
;-)
Mit freundlichen Grüßen
Ihre EIFELON-Redaktion
Gröööhl… wer da wohl wirklich geschrieben hat?
Dieser Kommentar zeigt wieder mit welchen Mitteln die Gegner arbeiten. Es wird mit Unwahrheit, Manipulationen und Täuschung alles was die Investorin macht kaputt geredet und geschrieben. Da hat der Bürgermeister Schmundkamp mit viel Feingefühlt die Diskussion um das Kletterwaldprojekt am Montag wieder auf eine sachliche Basis geführt, beginnt im Nachgang wieder die Propaganda der Gegner. Fairness sieht anders aus! Da wir der Investorin tatsächlich unterstellt, dass sie alle Stimmen “ Pro Kletterwald“ nur durch Nötigung der Bürger bekommen hat. Für wie dumm hält die Verfasserin dieser Aussage ihre eigenen Leser? Objektive Berichterstattung sind anders aus. Heute wurden ausgelegte Listen „PRO Kletterwald gestohlen. Nicht das der Schuss der Gegner durch solches Verahlten nach Hinten losgeht. Wir wünschen der Investorin und ihrer Familie Erfolg und die Weitsicht sich nicht auf das Niveau der Gegener herabzulassen. DANKE!
Die permanente Rolle der Investorin als Opfer fängt an zu nerven:
Sie wird ständig bedroht,
man erzählt Lügen über sie (nur sie sagt die 10 Wahrheiten),
nun werden Unterstützungs-Listen gestohlen… einmal Opfer immer Opfer????
Kann es vielleicht sein, dass die Geschäftsleute, denen man die Listen ähnlich intensiv udn hartnäckig „aufgeschwatzt“ hat einfach ausweichen und keine Partei ergreifen wollen.
Das werden ja lustige Zeiten da unten im Eschaul… man wird sehen, wessen Interessen der Rat der Stadt am Ende vertritt, die seiner Bürger und der seit langem dort vorhandenen Anlieger oder ov er die Ruhe und das friedliche Miteinander eintauscht gegen paar € Gewerbesteuereinnahmen.
Man muss ja auch damit rechen, dass die Einnahmen beim andere gewerblichen Betrieb zurückgehen. Synergieffekte wird es da kaum geben. So die Pächterin.
Vielleicht sollten die Gegner und Kritiker auch lernen sich öffentlich als Opfer zu stilisieren.
Am Eschauel gibt es keine ganzjährigen Parkplatzprobleme. Das sind vorgeschobene Gründe der Segler. Es gibt 3-10 Tage im Jahr an denen am Eschauel extrem viel los ist und zwar dann, wenn es sehr heiss ist und schlagartig die Schwimmer kommen, um im Rursee abzutauchen. Unter der Woche ist auf der Landzunge tote Hose, selbst bei schönem Wetter. Da werden von 100 Parkplätzen nur 5 Stellplätze genutzt. Hier nehmen sich die Besucher der Insel gegenseitig keine Parkplätze weg. Das Thema wird hier künstlich hochgekocht. Wir können doch froh sein, dass hier für Kinder, Menschen mit Behinderung, Jugendliche, Naturliebhaber… etwas TOLLES geschaffen wird. Paddeln, schwimmen, klettern …passt doch perfekt auf die Freizeitinsel. Die Gutachten sind eindeutig positiv. Was soll das Theater? Eschauel ist für alle da und nicht nur für versnobte Yachtbesitzer. JEDER HAT DAS RECHT DORTHIN ZU FAHREN UND ANGEBOTE IN DER NATUR ZU NUTZEN. Wir sind ganz klar PRO KLETTERWALD!!!!!
Es ist doch wirklich kaum zu Glauben!
Da wird die arme Investorin zuerst brutalstmöglich aus Heimbach geschmissen, indem man Ihr drei verschiedene Alternativstandorte im Stadtgebiet anbietet, und jetzt Nideggen…
Hier rotten sich 803 versnobte Segler – Pardon – Yachtbesitzer zusammen und wagen es eine Online-Petition zu unterschreiben. Was fällt denen ein? Wissen die denn nicht wie Demokratie bzw. Bürgerbeteiligung funktioniert?
Es geht doch um Kinder! Wieso denkt denn niemand an die Kinder?!?
Ein Glück, dass sich die Bürger in Nideggen nicht verschaukeln lassen, und alle gemeinsam eine Petition FÜR diesen groß- und einzigartigen Kletterparkt unterzeichnen.
Gerüchten zufolge hat bereits jeder vierte Einwohner im dichtbesiedelten Ortsteil Muldenau für das Projekt unterschrieben. Wenn das kein eindeutiges Votum aller Menschen in Nideggen ist.
Es sieht schlecht aus für die versnobten Mega-Yacht-Besitzer…
Wer Ironie findet darf sie behalten.
Ach wie schön war es hier doch mal. Als Kind streifte ich frei durch die Wälder, kletterte auf Bäume, welche ich mir aussuchte. Fuhr mit dem Schlauchboot von Heimbach bis nach Maubach und später mit dem Moped wo und wann ich wollte. Meistens endete die Fahrt dann am Rursee, wo man sich mit Gleichgesinnten traf und sich in diesem abkühlte.
Dann wurde alles zum Naturschutzgebiet erklärt, Strecken für Motorräder gesperrt. Im Wald darf ich mich nur noch auf vorgegebenen Strecken bewegen, im See an bestiimten Stellen schwimmen und die Rur nur noch mit organisierten Gruppen herunterpaddeln.
Würde ja einiges akzeptieren, wenn nicht immer wieder sogenannte Investoren (sei es Kletterparks, Kanutouren, Windkraftanlagen, …) Ausnahmegenehmigungen erhalten.
Anscheinend geht Naturschutz nur solange bis der Kommerz beginnt, und ich als Bürger soll nun dafür bezahlen was ich früher noch frei machen konnte.
[…] ihre Positionen kundzutun. Die Presse (siehe z.B. Kölner Rundschau, Aachener Zeitung oder eifelon) ist voll davon, weshalb an dieser Stelle nicht besonders darauf eingegangen werden […]
Kletterpark und Straßenausbau am Rursee (Eschauel)
Auf der kleinen Halbinsel Eschauel am Rursee ist ein Kletterpark und ein Straßenausbau für Busse geplant. Dieses Bauvorhaben steht im krassen Gegensatz zu dem umliegenden Naturschutzgebiet und zum sanften Tourismus, mit dem immer geworben wird.
Die meisten Besucher kommen gerade wegen der einzigartigen Natur und Ruhe nach Eschauel und sind nicht auf der Suche nach noch mehr Bespaßung.
Wer wird an dem Projekt tatsächlich verdienen? Sind es wirklich die Gemeinden? Oder vielleicht doch hauptsächlich die Investoren? Welche Rolle bei der Entscheidung spielt die sanierungsbedürftige Straße?
Das bisherige Vorgehen ist skandalös. Die erstellten Naturgutachten sind meiner Meinung nach nicht wirklich unabhängig. Die Bäume für den Kletterpark sind schon jetzt vor dem rechtmäßigen Beschluss gekennzeichnet.
Wird auch dieses Kleinod dem Kommerz geopfert ? Außerdem ist der nächste Kletterpark nur 6km Luftlinie entfernt.
Einen neuen Kommentar schreiben
Um einen neuen Komentar zu schreiben, melden Sie sich bitte mit ihrem Benutzernamen und Passwort an. Wenn Sie noch keinen EIFELON-Account haben, können Sie sich kostenlos und unverbindlich registrieren.