Zülpich: Der Ausschuss für Stadtentwicklung, Tourismus und Demografie gab am Dienstag den Weg frei für drei mögliche Windkraftkonzentrationszonen im Stadtgebiet. Mit den Gegenstimmen aus FDP und der UWV stimmten die Mitglieder für die 20. Änderung des Flächennutzungsplans. Damit sind aber auch die meisten der in der vorgelegten Potenzialanalyse genannten Flächen aus dem Rennen. 13 Potenzialflächen waren zuvor ausgewiesen worden, drei blieben am Ende übrig, die nun nach der Beschlussfassung in Angriff genommen werden sollen. Dazu zählt auch eine Beteiligung der Öffentlichkeit in der nächsten Zeit.
Die verbliebenen Flächen sind die Erweiterung der Konzentrationszone östlich von Wichterich – dort stehen bereits sieben Windräder – , eine Fläche östlich von Enzen und eine nordwestlich von Füssenich. Diese war im Vorentwurf eigentlich ausgeschlossen worden, da durch das Drehfunkfeuer des Flughafens Nörvenich ein 15 Kilometer breiter Schutzbereich besteht. Dieser war jedoch nicht exakt genug verortet worden, doch durch die Korrektur liegt der Bereich nordwestlich von Füssenich außerhalb des Radius und kommt doch als Konzentrationszone in Frage. Mit den Nachbarkommunen – die geplante Zone befindet sich an der Grenze zum Kreis Düren – hat die Verwaltung jedoch noch keine Gespräche diesbezüglich geführt.
Dr.-Ing. Detlef Naumann vom Architektur- und Stadtplanerbüro sgp Bonn/Düsseldorf erläuterte die Auswahl der verbliebenen Flächen. Die südlichen Bereiche seien von geschützten Landschaftsflächen und den Eifelblicken beherrscht, sagte Naumann. Dazu zählen zum Beispiel Bürvenich und Langendorf. Vor allem die Bürvenicher hatten sich beschwert, dass sie bei Verwirklichung aller Konzentrationszonen von Windrädern eingekesselt wären. Viele Bürgereingaben hatte es im Vorfeld gegeben, unter anderem wurde eine nachhaltige Störung des Landschaftsbildes in Richtung Eifel bemängelt, die Abstände zu den Wohngebieten wurden für zu niedrig gehalten. Zudem sei die Problematik des Infraschalles nicht genügend berücksichtigt worden. Das Landschaftsbild spiele in diesen Bereichen eine wesentliche Rolle, meinte Naumann und nach Abwägungen wurde entschieden, diese als mögliche Konzentrationszonen auszuschließen.
Insgesamt umfassen die drei Flächen der geplanten Windkraftkonzentrationszonen 305,8 ha (Füssenich 81 ha, Enzen 55,8 ha, Wichterich 169 ha). Dies sind rund vier Prozent der Fläche des Stadtgebietes von Zülpich. Nach dem Windenergieerlass der Landesregierung Nordrhein-Westfalens sollten möglichst drei bis vier Prozent erreicht werden. Das Ziel sei damit erreicht, erklärte Naumann.
In einer kurzen Sitzungsunterbrechung konnte Ralf Wilke, Pressesprecher vom Naturschutzbund (NABU) Euskirchen, einige Bedenken des Naturschutzbundes äußern. Der NABU hatte in seiner Eingabe bereits bemerkt, dass man der Ansicht sei, dass der Artenschutz als weiches Kriterium nicht ausreichend in die Abwägung einbezogen wurde, da keine Daten zu Tier- und Pflanzenarten in den einzelnen Windkraftkonzentrationszonen erhoben wurden, die das Ergebnis bestätigen oder widerlegen können. Wilke verwies insbesondere auf den Bestand der Grauammer, die in ganz Nordrhein-Westfalen nur noch in der Zülpicher Börde ansässig ist. Er bemerkte, dass entgegengesetzt zur Einschätzung der Unteren Landschaftsbehörde die Tiere nur in bestimmten Clustern vorkommen würden und nicht flächendeckend. Eine dieser Region ist auch die vorgesehene Fläche bei Füssenich.
Ein pikantes Detail bemerkte Karl Teichmann von der FDP an. Vor der Windkraftthematik hatte Christoph Hartmann den Stand der LEADER-Bewerbung vorgestellt. In der LEADER-Bewerbung gäbe es ein Projekt zu Erhaltung der Bestände der Grauammer, meinte Teichmann, ob dies nicht ein Widerspruch zu den Plänen sei. Bürgermeister Bergmann wies dies allerdings zurück. Bei dem von Teichmann angesprochenen Projekt – Voraussetzung ist, die LEADER-Bewerbung ist erfolgreich – wollen die Biologischen Stationen Düren, Euskirchen und Rhein-Erft, dafür sorgen, dass besonders den bedrohten Ackervogelarten, wie der gefährdeten Grauammer, die Brutpätze erhalten bleiben. „Die Einzigartigkeit des Grauammervorkommens soll die Identifikation der Bevölkerung mit der Zülpicher Börde stärken…“, heißt es in der Projektbeschreibung.
Im weiteren Schritt soll nun die Öffentlichkeit beteiligt werden. In Füssenich werde es eine Bürgerinformationsveranstaltung geben, versicherte Bergmann.
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