Eifel: Eigentlich sollte alles ganz still und leise über die Bühne gehen: Der Ferienanfang bot eine gute Möglichkeit, den aufkeimenden Ärger zu umgehen, denn bislang ist die „Windkraftzone 11“ bei Zülpich-Füssenich ganz gut unter der Wahrnehmung der breiten Öffentlichkeit durchgerutscht.
Zuerst war die Windkraftvorrangzone Füssenich an der B56 wegen der 15-Kilometer-Abstandsflächen zum Richtfunkfeuer in Nörvenich nicht realisierbar. Dann hat der Windparkbetreiber Energiekontor die Fläche, auf der das Richtfunkfeuer steht, dem Eigentümer abgekauft und – als neuer Eigentümer – der Deutschen Flugsicherung den Standort postwendend gekündigt.
Nun plante die Firma Energiekontor schon einmal auf der bisher „unmöglichen“ Zone 11 mögliche Windräder. Sollte die 15-Kilometer-Abstandszonen fallen, bieten sich zusätzlich in Vettweiß die nächsten Windkonzentrationszonen für die drohende „Verspargelung“ an.
Auch der Rat der Gemeinde Vettweiß hat plötzlich keine Einwände mehr gegen die Zone 11 bei Füssenich, obwohl die sieben 200-Meter-Räder die Bewohner der Ortschaften Ginnick und Froitzheim unmittelbar betreffen. Der Protest aus Ginnick gegen die Windräder der Gemeinde Kreuzau hat noch vor zwei Jahren zu einem Brief aus Vettweiß an die Verwaltung in Kreuzau geführt. Damals bat man, mit Rücksichtnahme auf die Bewohner in Ginnick auf die Ausweisung einer Windkonzentrationszone zu verzichten. Die politische Windrichtung in Vettweiß hat sich inzwischen offenbar gedreht. Die Firma Energiekontor und ihre Monsterräder sind nun den Gemeindevertretern in Vettweiß hochwillkommen. Ein Schelm, wer hierbei weiterdenkt…
Aber auch im Kreis Euskirchen versucht Energiekontor seine Pläne zu forcieren: So hat die Betreibergesellschaft für den Windpark Füssenich schon einmal die Bauvoranfrage beim Kreis eingereicht. Das ist ziemlich verfrüht, denn zunächst muss die Stadt Zülpich den Aufstellungsbeschluss für die Änderung des Flächennutzungsplans für die Windkonzentrationszone verabschieden. Ob diese Zone überhaupt genehmigt wird, steht aufgrund der heftigen Proteste der Ortsbevölkerung noch zur Diskussion. Aber versuchen kann man es ja mal…
Widerstand gegen die Füssenicher Windräder ist ebenfalls aus Nideggen zu erwarten, denn dort ist der Ortsteil Embken direkt betroffen. Allerdings hätte Energiekontor hier fast Glück gehabt, gab es doch einen „Zustellungsfehler“: In Nideggen war nichts von der Frist bis zum 10. Juli für eine Stellungnahme nach Zülpich bekannt. Erst Erwin Fritsch von der MfN (Menschen für Nideggen)-Fraktion weckte die Verwaltung unsanft aus dem Ferienschlaf. Nun bekommt die Stadt Nideggen von Zülpich Fristverlängerung gewährt und kann bis zum 31. Juli eine Stellungnahme einreichen.
Seltsame Aktivitäten gibt es beim NABU Kreisverband Euskirchen: Aus Insiderkreisen wurde bekannt, dass man beim Naturschutzverband darüber nachdenkt, sich die Zustimmung zum Windpark Füssenich „abhandeln“ zu lassen. Damit würde die Natur zum Faustpfand obskurer Absprachen zwischen Energiekontor und dem NABU.
Der NABU ist bereits in anderen Bundesländern negativ dadurch aufgefallen, dass er – gegen eine großzügige Spende der Windkraftbetreiber – eine Klage vor Gericht zurückgezogen hat. Alles in allem scheinen beim NABU als „Anwalt der Naturbelange“ der Naturschutz und die Grauammer-Vorkommen in der Zülpicher Börde ein verhandelbares Wirtschaftsgut zu sein. Schlechte Zeiten für den Artenschutz…
Fazit: Der Schutz von Mensch und Natur in der Nord-Eifel braucht neue Anwälte! Das politische Ziel aus Düsseldorf, die Ausweisung von Windkonzentrationszonen den Kommunen zu überlassen, erweist sich mehr und mehr als Katastrophe für das Landschaftsbild und den kommunalen Frieden in der Region. Die Windkraftwerber fallen „wie die Heuschrecken“ über die Dörfer her und versprechen den oft überforderten Ratsvertretern vermeintlich goldene Einkünfte. Auf der Strecke bleiben die Natur und die ländliche Bevölkerung. Aufgerieben zwischen den ehrgeizigen Plänen der Landesregierung und der Hoffnung überschuldeter Gemeinden auf Einkünfte aus dem Spargelboom.
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