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In Blankenheim setzt man auf Dialog mit dem Bürger. [Foto: privat]

Die Energie-Nordeifel plant Riesenwindräder, die Blankenheimer planen Widerstand

Blankenheim: In der Gemeinde gehen die Bürger auf die Straße, sammeln Unterschriften und melden sich in Ratssitzungen mit Zwischenrufen zu Wort. Die Stimmung zwischen Rat und Bevölkerung ist angespannt. Warum hängt in dem idyllischen Eifelort der gemeindliche Haussegen schief?

Zirka 700 Bürger haben sich mit ihrer Unterschrift gegen die Pläne des Gemeinderats gewandt, die Bebauungspläne in den zwei Blankenheimer Windkonzentrationszonen aufzuheben.
Der Bürgermeister will mit diesem Schritt erreichen, dass die bisher vorhandenen Höhenbegrenzungen von 75 Metern in den Windkonzentrationszonen außer Kraft gesetzt werden. Die Kever, eine Tochter des Euskirchener Energieversorgers Energie Nordeifel (ene) und des Ingenieurbüros Becker aus Kall, hat bereits angekündigt, auf der Windkonzentrationszone zwischen den Ortsteilen Rohr und Reetz fünf bis zu 230 Meter hohe Windanlagen errichten zu wollen. Auch in der zweiten Blankenheimer Zone, an der B51 bei Blankenheimerdorf, möchte die Kever – nach einem Fall der Höhenbegrenzung – mit 229,45 Metern neue Maßstäbe setzen. „Die höchsten Windräder der Eifel“, wie ene stolz vermeldet.

Dagegen laufen Bürger, Naturschutzverbände und Touristiker Sturm. Sie sprechen von Landschaftsvernichtung und Vogelmord. Sie werfen einem Teil ihrer politischen Vertreter und dem Bürgermeister vor, in den Entscheidungen für die höheren Windräder befangen zu sein. Es gäbe viele gute Gründe, die Höhenbegrenzung in den Bebauungsplänen bestehen zu lassen.

Auslöser für den Streit war die Klage eines Windradbetreibers, der ein Windrad höher als die erlaubten 75 Meter errichten wollte. Die Gemeinde hatte die Baugenehmigung verweigert. Diese Klage endete vor Gericht mit einem Vergleich. Das Gericht befand, dass eine Höhenbegrenzung von 75 Metern nicht mehr zeitgemäß sei, ohne aber ein Urteil zu diesem Fall zu sprechen.

Mit diesem Vergleich sei aber keine Notwendigkeit verbunden, die Höhenbegrenzung in allen Windradzonen in Zukunft ganz zu streichen und dem Wildwuchs nach oben Tür und Tor zu öffnen, argumentieren die besorgten Bürger. Blankenheim als touristischer Anziehungspunkt sei auch von der Qualität seiner umgebenden Landschaft abhängig.

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Ernst G. Lüttgau

Warum eskaliert der Konflikt zwischen Bürgern und Ratsvertretern? EIFELON hat mit Ernst Lüttgau gesprochen. Der Verleger, Autor und Betreiber eines mehrfach ausgezeichneten Campingplatzes in Blankenheim-Freilingen liebt das beschauliche Leben in der Kleinstadt an der Ahrquelle und die Nähe zu der idyllischen, abwechslungsreichen Eifelnatur rund um den Ort.

Der Gemeinderat hat sich 1998/99 sehr intensiv mit der Windkraft in Blankenheim auseinander gesetzt. Es kam zu zwei Windkraft-Konzentrationszonen, die mit den Bebauungsplänen W1 (Windpark Blankenheimerdorf) und W2 (Windpark Rohr-Reetz) weitsichtig – von den damaligen Ratsmitgliedern – mit einer Höhenbegrenzung von 75 Metern beschlossen worden waren,

so Ernst Lüttgau.

Zur Begründung hieß es damals in den Bebauungsplänen: ‚Zur besseren Integration der Windenergieanlage in das Landschaftsbild und zur Schaffung einer akzeptablen Gesamtwirkung soll die Bauhöhe der Einzelanlage eine Gesamthöhe von 75 Metern nicht überschreiten’, da die Standorte der beiden Windzonen bereits 530 und 560 Meter hoch liegen würden,

zitiert Ernst Lüttgau aus den Protokollen.

Die nun von der Kever, einer Tochter des Energie Nordeifel (ene), neu geplanten „Monsterwindräder“ auf den Flächen in Rohr/Reetz und in Blankenheimerdorf würden in deutlichem Widerspruch zu den von der Gemeinde Blankenheim ursprünglich verabschiedeten Beschlüssen stehen.

Auch die Beteiligung der Kommune im letzten Jahr an der „Energie Rur-Erft“, einer Beteiligungsgesellschaft an dem Euskirchener Energieversorger ene, würde sich nun rächen, wäre doch dadurch ein gewinnorientiertes Nahverhältnis zwischen der Gemeinde und dem Windradbetreiber entstanden. Damit wäre der Blick der Gemeinderäte auf die Gefahren für die touristische Entwicklung durch den unbegrenzten Windradausbau in Blankenheim getrübt.

Lüttgau fürchtet, dass Blankenheim erhebliche Mindereinnahmen aus dem direkten und indirekten Tourismusbereich hinnehmen müsste. Existenzen im Tourismus wären bedroht, und damit würden Menschen ihren Arbeitsplatz verlieren.

Freilinger-SeeEO

Mit den Windrädern würden auch die geplanten Investitionen am Freilinger See „baden gehen“.

Auch die Infrastrukturprojekte am Wassersportzentrum Freilinger See seien durch die Windräder in Rohr/Reetz zum Scheitern verurteilt. Hier war der Ausbau der Gastronomie mit Seeterrassen, Sport- und Spielanlagen, Sandstrand, Ferienhäusern und einem Hotel geplant. Die hierfür bisher entstandenen Kosten für Gutachten, Anwaltstätigkeiten für bereits verfasste Verträge, Verwaltung etc. seien enorm und müssten, sollte es zu der Windradbebauung kommen, als Verluste abgeschrieben werden. Ferien unter Windturbinen sei nicht gerade der Wunschtraum der Blankenheimer Urlaubsgäste. Damit würden sich die Riesenräder zusätzlich negativ auf die Tourismusbilanz der Kommune auswirken.

Das von der Kommune in Auftrag gegebene Gutachten der ‚dwif-consulting’ kommt zu dem Ergebnis, dass Blankenheim im Jahr 2012 einen Bruttoumsatz aus dem Tourismus in Höhe von 15,2 Millionen Euro generiert hat und sich daraus ein Beschäftigungseffekt für 310 Personen ergab. Kein einziges Windrad schafft in Blankenheim einen zusätzlichen Arbeitsplatz,

ist sich Ernst Lüttgau sicher.

Windräder können leider keine Kraftwerke ersetzen, auch wenn wir ihre Anzahl verzehnfachen, wie sich das Minister Remmel so vorstellt, das haben wir aus den Erfahrungen mit der Energiewende gelernt. Die in der Eifel bereits stattgefundene Zerstörung reicht.

Auch das immer wieder gerne von Befürwortern ins Feld geführte Argument, ob man denn – statt Windrädern – lieber die Atomkraftwerke in Thiange bevorzugen würde, lässt Lüttgau nicht gelten:

Und wenn wir unsere – noch – schöne Eifel komplett mit Windrädern verspargeln, wird das nicht dazu führen, dass auch nur ein einziges Atomkraftwerk in Belgien oder Frankreich abgeschaltet wird.

Solche Argumente seien einfach nur oberflächliche pro Wind-Propaganda, um die großflächige Landschaftszerstörung in der Eifel zu rechtfertigen:

Das Ende des vertretbaren Windradausbaues in der Eifel ist erreicht, wenn wir unsere Landschaft für unsere Kinder und Enkelkinder bewahren wollen. Wir Eifeler sollten es nicht zulassen, dass über Generationen unsere Gesundheit negativ beeinflusst wird, die Wohlfühl- und Lebensqualität für die direkt betroffenen Bürger und ihre Gäste erheblich gemindert wird, unsere Häuser massiv an Wert verlieren, seltene für die Eifel prägende Tiere getötet werden und das Landschaftsbild dominant zerstört wird.

10.3.2017PolitikBlankenheim2 Kommentare cpm

Bisher 2 Kommentare
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  • Wer es noch nicht verstanden hat: Kein Grüner oder Energiewender tut etwas für die Natur! Es geht immer nur um Geld. Das sollte man sich bei allen Wahlen merken.

  • Ich bin keine Wutbürgerin, aber ich finde es erschreckend, wenn Immobilien Interessenten ihre Kaufentscheidung vom Bau weiterer Windräder abhängig machen. Dies zusätzlich zu den negativen Einflüssen auf Menschen und Natur.

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