Blankenheim: „Großer Bahnhof“ vor dem Euskirchner Kreishaus. Am Freitag um 10.00 Uhr hatten sich die Blankenheimer Vertreter der Bürgerinitiativen, AG Windenergie Eifel-Börde, Sturm-im-Wald-Reetz, Mülheim-sagt-nein und weitere Bürger versammelt, um ihre circa 1.000 Einwendungen und Widersprüche gegen die Windradpläne der KEVER an die Kreis-Genehmigungsbehörde offiziell zu überreichen. Einen vollen Wäschekorb namentlich unterschriebener Einwendungen gegen die fünf von KEVER, einem Tochterunternehmen des Euskirchner Energieversorgers ENE, projektierten 230- Meter-Windanlagen zwischen den Blankenheimer Ortschaften Rohr, Reetz und Mülheim, übergaben die Bürgerinitiativen.
Die Kever hatte einen Antrag nach der Bundes-Immissionsschutz-Verordnung (BImSchV) gestellt, auf dieser Fläche eine Windradzone zu errichten. Dazu müssen die betroffenen Bürger von der Kreisbehörde gehört werden. „So viele Einwendungen hatten wir noch nie“, sichtlich beeindruckt über die hohe Zahl der gesammelten Unterschriften zeigte sich Frank Fritze, Leiter der Abteilung Umwelt und Planung, und Arno Rennert-Wölke, zuständig für den Immissionsschutz im Kreis, als sie den vollen Wäschekorb für die Verwaltung entgegennahmen. Im dem dann folgenden sachlichen Gespräch hatten die Bürger ausreichend Gelegenheit, ihre Position und Motivation darzustellen.
Als größtes Problem sehen die Einwender die enorme Höhe der geplanten Anlagen. Hatte die KEVER doch stolz verkündet, die höchsten Windanlagen der Eifel in Blankenheim errichten zu wollen. Dagegen steht eine rechtsgültige Bauhöhenbegrenzung der Gemeinde von höchstens 75 Metern bei Windrädern. Daran hätte sich auch die KEVER bei ihren Plänen zu orientieren, so die Bürger. Diese Höhenbegrenzung sei eingeführt worden, um das harmonische Landschaftsbild der Eifel zu schonen und die Anlieger vor Lärm und Schattenwurf zu bewahren. Auch die unbefriedigende Genehmigungslage bei der Infraschallproblematik wird in den Einwendungen genannt.
Das gesamte Blankenheimer Gemeindegebiet sei ein Kerngebiet der Artenvielfalt. Für Rotmilan, Schwarzstorch und viele bedrohte Vogel- und Fledermausarten steigt das Tötungsrisiko durch die zusätzlichen Windanlagen erheblich.
Der Häuser- und Grundstückswertverlust durch eine ortsnahe Windradbebauung ist nachweislich. Hart erarbeitetes Eigentum sei plötzlich nur noch von geringem Wert. Das sei nicht akzeptabel.
Über Jahre wurde die Gemeinde Blankenheim für die Touristen attraktiver gestaltet, das gesamte Gemeindegebiet dient mittlerweile vielen Städtern als Naherholungsgebiet. Dieses werde, im Falle einer Genehmigung des Bauantrages, gänzlich zerstört. Damit einhergehend würden viele Arbeitsplätze im Tourismusbereich vernichtet, argumentieren die Einwender.
Die Euskirchner Behördenvertreter teilten den Bürgern mit, dass alle Einwendungen im Verfahren geprüft und berücksichtigt werden und ein öffentlicher Termin zur weiteren Erörterung stattfinden würde. Als möglicher Zeitpunkt wurde der 28. November genannt. Dazu gäbe es aber noch eine offizielle Einladung an die Beteiligten.
Auch im Rat der Gemeinde Blankenheim scheint man ob des geballten Widerstands nachdenklich zu werden. In der Ratssitzung am vergangenen Donnerstag wurde mehrheitlich beschlossen, den Bauplänen der KEVER vorerst kein Einvernehmen gegenüber der Kreisverwaltung zu erteilen. Ein solches Einvernehmen hätte bedeutet, der vorgelegten Planung der KEVER in ihrer jetzigen Form zuzustimmen.
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