EIFELON weiterempfehlen

Wir informieren die Eifel

unabhängig. überparteilich. unbezahlbar.

neue Kommentare
4
Windenergiezone auf den Höhenrücken der Eifel, Schleiden-Schöneseiffen. [Foto: privat]

Energiewende: Eifeler schreiben Offenen Brief an Kanzlerkandidaten Martin Schulz

Eifel: Die Eifeler haben einen Offenen Brief an den Kanzlerkandidaten Martin Schulz verfasst. Die Bürger wollen wissen, welche Antworten die SPD und Martin Schulz angesichts der immer weniger realistischen Ziele der Energiewende für die Zeit nach der Wahl im Programm haben. Wie soll es, nach Ansicht von Martin Schulz, mit der Energiewende im Land weitergehen?

Die deutsche Energiewende funktioniere nicht, keine CO2-Einsparung trotz mehr als 27.000 Windrädern und Millionen Solaranlagen. Davon sei aber nichts in den Wahlprogrammen der Berliner Koalitionsparteien zu lesen, sowohl die Kanzlerin wie auch Herausforderer Martin Schulz haben bisher für die wirklichen Probleme der ländlichen Bevölkerung mit Verspargelung und Landschaftszerstörung keine Antworten, kritisiert die „Arbeitsgemeinschaft Windenergie“ Eifel+Börde (AGW) in ihrem Offenen Brief.

In der AGW haben sich Bürgerinitiativen aus Eifel und Börde sowie der NABU Euskirchen kreisübergreifend zusammengeschlossen. Die Initiative veranstaltet Informationsabende zu windenergierelevanten Themen, informiert die weiteren Bürgerinitiativen und unterstützt die Klage des NABU gegen die Windradpläne der Gemeinde Dahlem im Kammerwald.

Wir sind beunruhigt, dass sowohl die Kanzlerin wie auch Herausforderer Martin Schulz die wissenschaftlichen Studien zu der Ineffektivität der Windenergie, für eine verlässliche Stromversorgung zu sorgen, vollständig in ihren Wahlaussagen ausblenden und einfach nicht zur Kenntnis nehmen,

so die AGW. Ein „weiter so“ – sowohl aus ökonomischer, wie auch aus ökologischer Sicht bei der Energiewende – sei nicht mehr zu verantworten.

Die „Erneuerbaren“ können kein Stromnetz gleichmäßig aufrecht erhalten oder zusätzlich mehr Strom ins Netz einspeisen, wenn dieser gebraucht wird. Damit kann kein einziges Kohle- oder Atomkraftwerk durch Wind oder Solarstrom ersetzt werden, solange noch keine Technologie entwickelt ist, große Mengen an elektrischer Energie über längere Zeit zu speichern. Um für vierzehn Tage ohne Wind und Sonne – wie im letzten Januar – das Land theoretisch aus Pumpspeicherwerken mit Strom zu versorgen, benötigt Deutschland ca. 10.000 Pumpspeicherwerke. Das sei weder von den topografischen Gegebenheiten noch von der Finanzierbarkeit her realistisch, wie in einer neuen wissenschaftlichen Studie des Energiedienstleisters VBG PowerTec ausgeführt wird. (zuvor bei EIFELON)

Fazit der Studie: Die erneuerbare Stromerzeugung insbesondere die Windenergie ist zur Zeit und auch in den nächsten Jahrzehnten außerstande, das Speicherproblem zu lösen. Somit ist Wind- und Solarenergie auf Backup-Kraftwerke in der Größenordnung von 99 Prozent der bereitgestellten Leistung angewiesen, um wetterbedingte Nichtleistung auszugleichen. Dieser Wert ändert sich auch nicht durch den Zubau weiterer Einheiten, da die großräumigen Wetterlagen in Europa nicht unterschiedlich genug sind, um Ausfälle an einer Stelle durch Überproduktion in einer anderen Region zu kompensieren, resümiert die Studie. Der Slogan: „Irgendwo weht immer Wind“ stimmt also, auf den europäischen Maßstab bezogen, leider nicht.

Es wäre an der Zeit, diesen Fakten auch im Wahlkampf ins Auge zu sehen,

so Ralf Hoffmann, Sprecher der AGW. Die Koalitionsparteien würden das Thema Energiewende bewusst ausklammern und nicht ins Gespräch bringen. Dabei müsse sich Martin Schulz fragen lassen, wie er mit dem Schlagwort „soziale Gerechtigkeit“ in den Wahlkampf ziehen kann, ohne das Thema Energiearmut durch den überhöhten Strompreis für die EEG-Subventionen anzusprechen. Tragen doch die sozial Schwachen, die Mieter, die Hauptlast der Energiewende.

In fünf Punkten hat die Arbeitsgemeinschaft zusammengefasst, welche Parameter sich – laut unabhängiger Fachleute – ändern müssten, um ein Gelingen der Energiewende zu gewährleisten und weiteren Schaden von Bürgern und Land fernzuhalten. Hier die fünf Punkte im Wortlaut:

  1. Die Energiewende ist mit Windkraft- und Fotovoltaik ohne Speicher nicht realisierbar. Ausreichende Speicherleistung ist in Deutschland, nach heutigem Stand technisch und ökonomisch, nicht umsetzbar. Konventionelle Kraftwerke als Backup der Stromversorgung können durch den fluktuierenden Windstrom nicht ersetzt werden. Alle Windanlagen in Deutschland zusammengenommen können die Energieversorgung nur zu max. 1%, in Worten einem Prozent! sicher liefern.
  2. Die Umweltbelastung und der Ressourcenverbrauch für die Errichtung von Windkraftanlagen sowie für den Netzausbau sind gigantisch. Windanlagen wirken negativ auf die Natur: Vögel und Tiere werden getötet oder in ihren Lebensräumen geschädigt, die Landschaft wird nicht nur in der Ihnen ja gut bekannten Eifel und Börde durch Windanlagen zerstört. Nach einer Lebensdauer von ca. 20 Jahren wird die Entsorgung von mehr als 27.270 Windrädern, Stand Ende 2016, zu einem gravierenden Umweltproblem. Strom aus Windanlagen ist daher keine nachhaltige Form der Energiegewinnung.
  3. Strom aus Erneuerbaren Energien ist sehr teuer. Die deutschen Strompreise liegen aktuell 41% über dem EU-Durchschnitt. Strom muss für alle bezahlbar sein. Hier gibt es auch ein Gerechtigkeitsproblem. Gerechtere Strompreise wird es nur geben, wenn auch Strom aus Windanlagen nicht mehr durch Zwangsumlagen zugunsten von Windkraftbetreibern subventioniert wird, sondern dem fairen Marktpreis auf europäischer Basis folgt. Planwirtschaftliche Maßnahmen auf dem Energiesektor sind längerfristig zum Scheitern verurteilt.
  4. Windanlagen verursachen gesundheitliche Schädigungen bei Mensch und Tier. Anwohner von Windparks berichten den Ärzten über Schlafstörungen, Konzentrationsschwäche, Tinnitus, Herz-, Kreislauf- und Organprobleme – verursacht von Langzeitexposition durch Schall und Infraschall – sowie weitere schwerwiegende Beeinträchtigungen der Gesundheit. Einen gewissen Schutz bietet ein Abstand von 10 H zu Windanlagen, d.h. der Abstand von Windrädern zu Wohngebäuden soll mindestens dem zehnfachen Betrag der Spitzenhöhe der Windanlagen entsprechen, wie dies in Bayern Landesgesetz ist. Das Grundrecht auf Unversehrtheit darf nicht zu Gunsten der Energiepolitik ausgehebelt werden.
  5. Klima- und Energiepolitik sollten im europäischen Rahmen betrieben werden. Schon Ihr Vorgänger als SPD-Vorsitzender und Energieminister hatte festgestellt, dass Deutschland in der Energiepolitik isoliert vorgeht, dass die Energiewende an Komplexität unterschätzt worden ist und dass uns unsere Nachbarn hinsichtlich der Politik der Erneuerbaren Energie für unzurechnungsfähig halten.

Wir möchten Sie auffordern, das Thema Energiewende, das bisher als Mittel gegen den Klimawandel dargestellt wird, im Wahlkampf anzusprechen und Ihre wie auch die Argumentation der Sozialdemokraten auf bekannten wissenschaftlichen Fakten aufzubauen. ‚Klimawandel‘ ist ein erdgeschichtlicher Faktor, es gab ihn immer, das ist historisch zu belegen, ein ‚menschgemachter CO2-Faktor‘ ist nur ein Teil des komplexen Klimageschehens.

27.000 Windenergieanlagen und 1,6 Millionen Solaranlagen und über eine halbe Billion Euro an Subventionen durch Stromkunden und Steuerzahler haben keine Senkung der deutschen CO2-Emissionen bewirkt und tragen somit nichts zum angestrebten Klimaschutz bei. Die gesundheitliche Belastung durch Lärm und Infraschall, die Entwertung von Haus- und Grundbesitz neben Windanlagen, die Waldzerstörung, die Ausrottung seltener Arten und die weitläufige Zerstörung einmaliger Landschaften wie der Eifel kann nicht der Preis für unkalkulierbaren Flatterstrom sein,

lautet das Resümee der Arbeitsgemeinschaft. (Den gesamten Brief finden Sie hier)

Lasst uns anpacken und unser Land gerechter machen und das mutlose ‚Weiter-so’ beenden,

hatte Martin Schulz zu Beginn seines Wahlkampfes die Menschen aufgefordert. Die Energiewende wäre eine gute Gelegenheit, dieser Aussage konkrete Schritte folgen zu lassen.

Eine Stellungnahme von Martin Schulz zum Brief der Eifeler ist bisher bei der AGW nicht eingegangen. EIFELON bleibt dran.

Ein zweiter Offener Brief an Frau Merkel und die CDU zum gleichen Thema ist, laut Sprecher Ralf Hofmann, bei der Arbeitsgemeinschaft Windkraft in Vorbereitung.

siehe auch:
Gericht verfügt Baustopp gegen Dahlem IV

18.8.2017PolitikEifel4 Kommentare cpm

Bisher 4 Kommentare
Kommentar schreiben

  • Liebe Eifeler,

    was erwartet Ihr von einem der es bei einem 5 stelligen Nettogehalt in der EU, steuerfrei, es noch noetig hat sich die 245 Euro Tagesgeld zu ergaunern und das 365 Tage im Jahr?

    Nichts, absolut nichts erwarte ich. Ein Blender hoch 10. Frueher wurde der Politmuell nach Bruessel entsorgt, sozusagen als Endverwendung. Heute ist es so schlimm das der Muell zueruck kommt.

    Die Eifel war immer „Preußisch Sibirien“ eine Spielwiese der Maechtigen in Berlin, tut mir leid , aber das wird wohl auch so bleiben.

    http://www.planet-wissen.de/kultur/mittelgebirge/eifel/index.html

  • Georg am 28.8.17 um 13:23 (#193)

    Offener Brief an Martin Schulz – SPD-Klimaschutzziele müssen aktualisiert werden

    Wer nicht die Augen zuhält, muss feststellen: der Klimawandel hat ein neues Stadium erreicht. Die Zielsetzungen für Klimaschutz und Energiewende sind nicht mehr ausreichend!

    In einem Offenen Brief (siehe Anhang) wenden sich zahlreiche Nicht-Regierungsorganisationen mit der Forderung an SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz, die Klimaschutz-Ziele der Partei dringend zu aktualisieren.

    Den Offenen Brief finden Sie unter
    http://www.sfv.de/artikel/spd-klimaschutzziele_muessen_aktualisiert_werden.htm

    Unterzeichner:
    Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V., Bündnis Bürgerenergie e.V., Deutsche Gesellschaft für Sonnenenergie e.V., Freunde von Prokon e.V., BürgerEnergieAltmark eG, Sonnenkraft Freising e.V., Solarverein Goldene Meile e.V., VEE Sachsen e.V., terra-solar e.V., Mittelhessische Energiegenossenschaft, Energiewende ER(H)langen e.V., Energiebündel Roth-Schwabach e.V., VERENA -Verein für erneuerbare Ener

  • Georg am 28.8.17 um 13:24 (#194)

    Dass sich Bürgerinitiativen gegen Windräder vor der eigenen Haustüre gründen, kann ich ja noch verstehen, aber dass der NABU Euskirchen sich da mit einspannen lässt und einen solchen Unsinn verzapft, verstehe ich nicht.
    Tatsche ist, dass erneuerbare aktuell das Netz noch nicht stabil „füttern“ können, aber die Richtung stimmt. Es wäre schon heute möglich, mit viel, viel weniger konventionellen Kraftwerken auf die Schwankungen zu reagieren.
    Der Export von Strom aus Deutschland hat sich in den letzten Jahren verzehnfacht. das allein zeigt, wie viel Reserven es gibt. Wenn wir dem Klimawandel nicht entgegentreten, nützen noch so viele Nisthilfen des NABU Euskirchen demnächst nichts mehr …..

  • Dagegen! Auswege aufzeigen- Fehlanzeige!

    Welche Alternative haben wir denn – Atom- oder Kohlekraftwerke?
    Die Forderung nach einer geeigneten Speichertechnologie kann ich nur unterstützen, hier wird in dem offenen Brief aber nur am rande eingegangen.

    Bzgl. Infraschall gibt es viele Gutachten, jedoch sollte man nicht vergessen wo überall schon heute Infraschall produziert wird….Kühlschrank, Auto ab einer gewissen Geschwindigkeit und in vielen Fällen kann man sich auch in eine solche „Belastung“ hereinsteigern- selbsterfüllende Prophezeiung.

    Solidarisch zeigt sich hier auch niemand, denn wie gemeinschaftlich ist denn das Denken, für diejenigen, die ein (Atom-/ Gas-/ Kohlekraftwerk vor die Tür gestellt bekommen?

    Bitte den offnen Brief noch einmal überarbeiten und ergänzen (mit Lösungsvorschlägen für Speicher, etc..)
    Wie wäre es zum Beispiel, wenn sich jeder Haushalt einen kleinen Pufferspeicher installiert? Wäre ein kleiner Schritt in die richtige Richtung!

Einen neuen Kommentar schreiben

Um einen neuen Komentar zu schreiben, melden Sie sich bitte mit ihrem Benutzernamen und Passwort an. Wenn Sie noch keinen EIFELON-Account haben, können Sie sich kostenlos und unverbindlich registrieren.


  1. *Ihre eMail-Adresse wird nicht veröffentlicht
  2. Ein Passwort wird Ihnen an Ihre eMail-Adresse zugeschickt, Sie können es anschließend in Ihrem Benutzerberich leicht ändern.
  3. Den Button zur Registrierung finden Sie unter unserern folgenden Richtlinien:
Die Richtlinien für die Nutzung der EIFELON Diskussionsplattform
Die Benutzer bestätigen/akzeptieren mit ihrer Anmeldung unsere Richtlinien. Falls es im Nachhinein noch Änderungen an den Richtlinien gibt, werden die User beim nächsten Einloggen aufgefordert, die Richtlinien erneut zu bestätigen: Wir bieten Ihnen hier eine Plattform für sachliche und konstruktive Diskussionen. Um dies zu gewährleisten, behält sich die Redaktion vor, Kommentare nicht zu veröffentlichen, die einer sachlichen Diskussion nicht förderlich sind. Wir bitten Sie daher, durch die Einhaltung unserer Richtlinien zu einem freundlichen Gesprächsklima beizutragen.
1. Gegenseitiger Respekt
Bitte behandeln sie andere Nutzer so, wie Sie selbst behandelt werden möchten. Zeigen Sie Toleranz gegenüber anderen Meinungen und verzichten Sie auf persönliche Angriffe und Provokationen.
Selbstverständlich werden Kommentare, die ehrverletzend, beleidigend, rassistisch, pornografisch oder auf andere Weise strafbar sind, nicht freigeschaltet.
2. Wortwahl und Formulierung
Sachliche Argumentation ist die Basis für eine konstruktive Diskussionskultur. Nehmen Sie sich die Zeit, Ihren Kommentar vor dem Abschicken zu überprüfen. Habe ich den richtigen Ton getroffen? Könnten meine Formulierungen Missverständnisse hervorrufen?
3. Benutzernamen
Diese genannten Richtlinien gelten auch für die Verwendung von Benutzernamen.
4. Quellenangaben und Verlinkungen
Wenn Sie Zitate verwenden, verweisen Sie bitte auf die Quelle und erläutern Sie deren Bezug zum Thema.
5. Zeichenbegrenzung
Die Länge eines Kommentars ist auf 1000 Zeichen zu begrenzen, um eine Moderation in einem adäquaten Zeitrahmen zu gewährleisten. Mehrteilige Beiträge können daher leider nicht berücksichtigt werden.
Bitte sehen Sie davon ab, denselben oder einen sehr ähnlichen Kommentar mehrmals abzuschicken.
6. Werbung
Die Nutzung der Kommentarfunktion zu kommerziellen Zwecken ist nicht erlaubt. Inhalte gewerblichen oder werbenden Charakters werden nicht freigeschaltet. Gleiches gilt für politische Aufrufe aller Art.
7. Sonstige Hinweise
Es besteht kein Anspruch auf Veröffentlichung eines Kommentars. Beiträge, die sich als falsch oder unwahr herausstellen, können auch im Nachhinein noch gelöscht werden. Sollten Sie auf Beiträge stoßen, die gegen die Richtlinien verstoßen, machen Sie die Moderation bitte darauf aufmerksam. Schicken Sie einfach den Link des betreffenden Kommentars mit einer kurzen Erläuterung an redaktion@eifelon.de. Bei wiederholten oder besonders schweren Verstößen gegen diese Richtlinien behalten wir uns einen Ausschluss einzelner User vor.


zurück zur Startseite