Eifel: „Es geht hier vor allem um Geld. Die Energieversorger denken, mit den doofen Eiflern können wir alles machen.“ Mit diesem Satz kochten die Emotionen eines Zuhörers hoch, nachdem er die Ausführungen von Dorothee Wirtz und Michael Bank von der Bürgerinitiative (BI) „Berg läuft Sturm“ gehört hatte.
Die beiden Referenten erläuterten in der Berger Bürgerhalle vor mehr als 100 Zuhörern die Pläne der „Wind Repowering GmbH & Co. KG“ aus Erkelenz: Die Firma will die jetzigen, bis zu 135 Meter hohen Windräder in Vlatten auf der Loh mit einer Leistung von 1.500 kW durch fünf bis zu 200 Meter große Industrieanlagen von 4.500 kW ersetzen.
Der Hintergrund: Ebenso wie Vlatten, das bereits vor gut einer Woche mit der BI „Vlatten läuft Sturm“ zu einer Bürgerversammlung eingeladen hatte, ist auch Berg von diesen Windrädern nur rund 1.100 Meter entfernt. Kein Wunder, dass hier die Sorgen ebenso groß sind.
Michael Bank unterstrich, dass für den geplanten, völlig neuen Windanlagentyp bisher keine Erfahrungswerte vorliegen. Das vom Investor bezahlte Gutachten könne nur als Prognose bezeichnet werden. „Die Berger sind keine Versuchskaninchen für die neue Technik“, hatte die BI auf ein Flugblatt geschrieben, das auf jedem Stuhl bereit lag.„Fest steht, dass in unserem Dorf eine wesentlich höhere Schallbelastung als bisher zu erwarten ist“, sagte Bank, „außerdem wird es einen größeren und länger andauernden Schattenschlag geben.“ In dem Gutachten sei nicht einmal die Lärmbelastung bei Höchstleistung der riesigen Windräder benannt worden, um die gesetzlich zulässige Grenze nicht zu überschreiten. Eine Abschaltvorrichtung sei zudem nur für den Schattenschlag gegeben, nicht für den Schall. Auch die mögliche Gesundheitsschädigung durch den nicht hörbaren Infraschall sei ungeklärt. Außerdem sei laut einer Studie des Leibnitz-Instituts in Essen mit einer Wertminderung der Immobilien um 20 Prozent zu rechnen. „In Berg stehen 80 Häuser, das würde einen Wertverlust von 2,4 Millionen Euro für die Bewohner unseres Dorfs bedeuten“, sagte er.
Doro Wirtz wies nach Studium der Antragsunterlagen auf Fehler hin. So sei weder die Berger Burg als Denkmal benannt, noch die Kirche erwähnt. Außerdem seien schon die jetzigen Windräder von mehreren Punkten am Dorfrand aus gut zu sehen, was im Gutachten bestritten werde. Berücksichtigt werde auch nicht das Fauna-Flora-Habitat am Bürvenicher Berg oder die Tatsache, dass Rotmilane in der Region leben und Berg ein Überfluggebiet für Kraniche und Wildgänse sei.
Die anschließende Diskussion verlief äußerst turbulent: Der Bürgermeister der Stadt Mechernich, Dr. Hans-Peter Schick, zeigte sich ebenfalls als Gegner der geplanten Windräder und erläuterte, dass die Stadt Heimbach den Bau verhindern könne, wenn es richtig sei, dass der bestehende Flächennutzungsplan eine Gesamthöhe der Räder von 440 Metern über NN vorschreibe, die nicht überschritten werden dürfe. „Ein solcher Flächennutzungsplan wäre rechtlich bindend“, sagte er. „Wir haben hier in Berg vor allem Probleme mit dem geplanten fünften Rad, das sehr nah am Dorfrand steht.“
Das SPD-Mitglied des Heimbacher Stadtrats, Matthias Dürbaum, erläuterte den erstaunten Zuhörern, dass er und seine Kollegen erst am 28. März dieses Jahres über die Pläne informiert worden seien. Am 12. April hätten sie ein Schreiben von Bürgermeister Peter Cremer erhalten, und sie seien nun angehalten, bereits am 16. Mai abzustimmen, ob die Räder gebaut werden sollten. „Warum wir so spät informiert worden sind, ist mir schleierhaft“, sagte er.
Wie kontrovers die Diskussion auch unter Vertretern der Grünen verläuft, zeigte ein Disput zwischen zwei Zuhörern: Während der eine Plädoyers für die Windkraft hielt, forderte der andere Nachdenklichkeit: „Wir waren doch anfangs alle ganz begeistert von der Windenergie, aber jetzt müssen wir sagen, in vielen Punkten haben wir uns geirrt. Wo wollen wir denn noch hin mit diesen Riesenanlagen? Das passt alles nicht mehr in den ländlichen Raum.“
Wichtig ist den Initiatoren der BI „Berg läuft Sturm“, dass die Bürger schnellstmöglich Widerspruch beim Umweltamt der Kreisverwaltung Düren einlegen. Um Formulierungshilfe zu geben, wurde eigens eine Bürgersprechstunde eingerichtet, denn – so erklärte Christoph Pranter von der BI „Vlatten läuft Sturm“ zu Beginn der Veranstaltung: „Ohne Widerspruch gibt es kein Klagerecht.“ [ush]
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Bisher 3 Kommentare
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Hallo,
es wird bei Kommentaren dazu angehalten eine gewisse Höflichkeit und Sachlichkeit an den Tag zu legen, was mir allerdings bei bei diesem Thema sehr schwer fällt……trotzdem werde ich es versuchen.
Wieder einmal zeigen einige vom Volk gewählte Personen, dass ihnen des Volkes Belange – nachdem sie einmal gewählt worden sind – völlig gleich sind und ihre eigene Interessen In den Vordergrund stellen. Durch offensichtliche Verzögerungstaktik und dem Zurückhalten von Informationen wird so von Anfang an versucht, eventuelle Gegenwehr schon alleine durch Zeitmangel zu erschweren. Ich stimme dem Besucher zu der gestern gesagt hat, die Energieversorger denken mit den „doofen Eifler“ kann man alles machen. Ich setze noch einen drauf und sage: einige Politiker auch.Doch ich glaube, das die Eifler eher das listige Bergvolk sind, die sich nicht alles gefallen lassen. Diese 5 Windräder sind noch nicht das Ende. Leute denkt nach, steht auf und wehrt euch mit uns, wir brauchen jeden!!
5 x 200 Meter…….was kommt beim nächsten Repowering? Denn der Energieversorger muss doch weiter Millionen verdienen.
Mir wird Angst und Bange vor einem Vogel- und Insekten freiem und mit Windriesen übersäten Naturschutzgebiet. Möchte dann noch jemand hier wohnen bzw. Erholungsurlaub machen?
Einigkeit und Recht und Freiheit
Für das deutsche Vaterland!
Danach lässt uns alle streben
Brüderlich mit Herz und Hand!
Einigkeit und Recht und Freiheit Sind des Glückes Unterpfand- Blüh im Glanze dieses Glückes, Blühe, deutsches Vaterland !
Müssen wir unser Hymne neu schreiben?
Dreh dich Deutsches Vaterland?
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