Kreuzau, Thum: Es brodelt in der sonst eher beschaulichen Rurtal-Kommune. Etwa 150 Bürger aus Kreuzau und Nideggen demonstrierten gestern Abend den Mitgliedern des Umweltausschusses der Gemeinde Kreuzau ihren Unmut. Auf der Tagesordnung stand die Änderung des Flächennutzungsplans zum „Zweck der Ausweisung von neuen Windkonzentrationszonen“ und die „Aufstellung des Bebauungsplans Nr. G 1 und G 2, Ortsteil Thum“.
Die Bürger befürchten die Zerstörung ihrer Kulturlandschaft durch die zwei Windkonzentrationszonen und die geplanten sieben Windräder an der Grenze zu Nideggen und im Nahbereich der Ortschaft Thum. Damit stehen die Bürger nicht alleine. Auch die Naturschutzverbände sprechen sich vehement gegen die Standorte ‚Lausbusch‘ und ‚Steinkaul‘ aus, denn sie sehen sowohl die Artenvielfalt in der Drover Heide, als auch die Gesundheit der Bewohner durch die 200 Meter hohen Windanlagen massiv beeinträchtigt. Kritisch äußert sich ebenfalls die Denkmalschutzbehörde. Sie sieht die Stadtansicht von Nideggen gefährdet und spricht von erheblicher, mehrfacher Beeinträchtigung der kulturlandschaftlich bedeutenden Region.
Die Argumentation der Gemeinde, mit der Neuausweisung der Konzentrationszonen dem gesetzlichen Auftrag der Landesregierung zu entsprechen, stößt auf Unverständnis der betroffenen Bürger. Bescheinigt doch das beauftragte Fachbüro VDH Projektmanagement in seinem Gutachten: „Die Gemeinde Kreuzau hat im Flächennutzungsplan bereits zwei Konzentrationszonen ausgewiesen, über die bereits die Ausschlusswirkung gem. § 35 (3) S. 3 BauGB für das gesamte übrige Gemeindegebiet erwirkt wird.“
Das heißt, die Gemeinde müsste, um den gesetzlichen Auflagen zu genügen, keine weiteren Windkonzentrationszonen ausweisen. Zusätzlich erschwert wird die Ansiedlung neuer Windkraftzonen durch die dichte Besiedelung in Kreuzau, die kaum Spielräume für weitere Windparks lässt, wie das Gutachterbüro weiter ausführt. Somit geht es um eine politische Entscheidung, die die Mitglieder des Umweltausschusses zu treffen haben. Auf der einen Seite die Förderung der Windenergie, auf der anderen Seite das Wohl der betroffenen Bürger, der Natur und der Kulturlandschaft.
Dazu liegen dem Rat 2200 Seiten mit Gutachten, Stellungnahmen und Widersprüchen der Bevölkerung und beteiligter Institutionen vor. Die Vorsitzende des Umweltausschusses, Astrid Hohn, merkte gleich zu Beginn der Sitzung an, dass der Ausschuss mehr Zeit benötige, um über den umfangreichen Aktenberg zu befinden. Der Ausschuss beschloss daraufhin, eine weitere Sitzung Anfang April anzuberaumen, um den Mitgliedern bis dahin das Aktenstudium zu ermöglichen. Somit war die Abstimmung auf einen noch zu bestimmenden Zeitpunkt vertagt. Für die zahlreich erschienenen Bürger besteht die Möglichkeit, ebenfalls Akteneinsicht zu nehmen und sich eine Meinung zu bilden:
https://sdnetrim.kdvz-frechen.de/rim4250/tops/?__=LfyIfvCWq8SpBQj0MiyHawJWu8Uv5Ui2PeyGcyCXGJ
Der Kreuzauer Stadtrat soll in seiner Sitzung am 28. 4. 2015, 19.00 Uhr, sowohl über die Ausweisung der Windkonzentrationszonen, als auch über die Bauanträge der zwei Windparks (Beschluss zur Durchführung der Offenlage) beschließen. Die Bürger haben weiteren Widerstand angekündigt.
Aufwind bekommen die Windkraftgegner durch die Nachricht, dass viele Kommunen in Dänemark ihre Windrad-Projekte auf Eis legen. Solange, bis durch eine zweijährige Studie geklärt ist, welche gesundheitlichen Risiken für Mensch und Tier von dieser Art der Energiegewinnung ausgehen.
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